Nachdem mich Thomas Eickhoff gebeten hatte, für sein Projekt die Abteilung "Folk und Weltmusik aus Münster" zu bearbeiten, kamen mir – nach der Phase des Geschmeicheltseins - die autorenüblichen Zweifel: Bin ich für diese Aufgabe der richtige? Habe ich, wenn auch alter Münsteraner, überhaupt den "szenemäßigen" und den historischen überblick?
Immerhin lässt sich feststellen, dass mir im Laufe meiner eigenen Musikerkarriere zahllose Folkies, Gitarreros, Fiddler usw. begegnet sind, die die kleine, aber rege Münstersche Folkszene der 70er Jahre, die sich im Folkclub in der Harsewinkelgasse kristallisierte, in unterschiedlichem Maße prägten. Viele Namen fallen mir ein, viele vielleicht auch nicht mehr, so dass diese Darstellung wohl doch eher auf eine persönliche Rückschau denn auf ein wissenschaftlich fundiertes Meisterwerk hinausläuft. Zudem sind aus den verschiedensten Gründen viele Drähte im Laufe der Zeit verloren gegangen, eine Folkszene in der ehemals gut organisierten Form gibt es nicht mehr, zumal heute – aus Vermarktungsgründen? - eher von "Weltmusik", vielleicht noch von traditioneller Musik die Rede ist. Folk bekam ab den 80er Jahren ein Imageproblem. Musikalischer Dilettantismus, politische Uniformität, esoterische Verwirrungen waren die Klischees, die uns mit mehr oder weniger Berechtigung entgegenschlugen und die das zarte Pflänzchen rasch zum Welken brachten. Wenig ist nachgewachsen, einiges hat sich weiterentwickelt und ist vielleicht noch in seinen Ursprüngen erkennbar.
Keinesfalls soll aber dieser Beitrag das Loblied auf die Gutealtezeit singen, in der alles, vor allem aber die Musik besser war. Folk hatte in seiner Anfangszeit sicher ein hohes Originalitäts- und Kreativitätspotential. Der Rückgriff auf nationale wie regionale Traditionen, sollte er nicht in der Vergangenheit haften bleiben, schärfte den Blick auf gegenwärtige Entwicklungen und zukünftige Fragestellungen. Nicht zuletzt deshalb griffen die Kulturprogramme der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung immer wieder auf Akteure der Folkmusik zurück. Gleichwohl blieb der Fundus klein, aus dem sich schöpfen ließ, inzwischen stellen die Mandolinen- und Akkordeonspielkreise der Musikschulen ihre Arbeit ein, da der Nachwuchs doch lieber Saxophon oder Schlagzeug lernt. Diese Entwicklung bedauert man nicht, man nimmt sie aufmerksam zur Kenntnis, zumal Saxophon und Schlagzeug mittlerweile selbstverständliche Bestandteile der Weltmusik sind.
Erste Begegnungen
Meine erste Berührung mit Folkmusic verdanke ich – trotz der stetigen Nähe zu meinem Schulkameraden
Götz Alsmann, dessen "
Heupferd" mich aber damals noch wenig interessierte - einem Freund, der mir zu Beginn der 70er Jahre von den
Dubliners vorschwärmte. Dieser Irland-Virus löste bei mir, der als Heranwachsender den allgemein üblichen Traum der Pop- und Rockmusikerkarriere träumte, ein kurzzeitiges Fieber aus. Eine Zeitlang hörte ich nur noch
Dubliners, die ich zunächst noch mit Mikrophon auf Band aufnahm und meine Umgebung damit nervte.
Eine erste vorsichtige Öffnung verbinde ich mit einem Konzert von
Lonnie Donnegan im vollbesetzten H1, der mich darauf aufmerksam machte, dass Bühnenpräsenz, schöne Musik und Humor eine wunderbare Einheit bilden, die Konzerte unvergesslich werden lassen. Da meine musikalischen Vorlieben – meine aktive Tätigkeit beschränkte sich zunächst auf einige unbeholfenen Akkorde auf einer geliehenen E-Gitarre ohne Verstärker – sich dann bald wieder auffächerte, erinnere ich mich neben Konzerten von
Leinemann, Baden Powell oder
Insterburg & Co. doch mindestens ebenso gut an
Ten Years After, Grobschnitt, Birth Control, Jane und
Neu!
Karrieren beginnen
Mein Großvater, der nach seiner beruflichen Tätigkeit lange Jahre in der Musikalienhandlung
Viegener am Katthagen arbeitete, freute sich, dass in seiner unmusikalischen Familie sich tatsächlich noch jemand anderes als er selbst für dieses Metier interessierte und schenkte mir 1972 meine erste Gitarre. Mit meiner damaligen Freundin und von da an langjährigen musikalischen Wegbegleiterin
Brigitte Steinkemper studierte ich einige Stücke ein – schottische Traditionals, ein paar einfache Pop-Songs, etwas
E. & A. Ofarim -, und brachten sie einige Male im Freundeskreis zu Gehör. Das war die Geburtsstunde von
Bantelhans.
Bantelhans startete 1974 als Quartett mit
Harald Brandl (Flöten, Gesang),
Hans-Hermann Hunger (Gitarren, Gesang) und
Brigitte (Gitarre, Gesang), ich selbst hatte mir von einem Verwandtenbesuch in Thüringen eine gebrauchte Mandoline mitgebracht (streng verboten!). Die Band orientierte sich an dem Deutsch-Folk-Revival, verehrte die kurz zuvor gegründeten
Fiedel Michel und Zupfgeigenhansel und betrieb durchaus auch eigene Forschungen. In den Anfangsjahren war die Gruppe stets um politische Korrektheit im Sinne einer "schöpferischen Anwendung des Marxismus-Leninismus auf die Fragen der Gegenwartskultur" bemüht. Die Zahl der Auftritte nahm im Laufe der 10jährigen Existenz der Gruppe, die ihre Besetzung mehrfach änderte, beständig zu, mit der politischen und musikalischen Öffnung spielte
Bantelhans nicht mehr nur im engen politischen Milieu (meist unbezahlt), es kamen Auftritte in der Harsewinkelgasse, in der "Brücke" oder bei kirchlichen Studentengemeinden (schlecht bezahlt) hinzu, immer wieder in den Kulturprogrammen von Demos, Gewerkschaften und der "Grünen" (ganz schlecht bezahlt). Erinnerungswürdige künstlerische Kooperationen gab es mit dem Schriftsteller
Max von der Grün und dem Kabarettisten
Volker Pispers.
Infrastruktur: Folk-Initiative e.V.
Für folkinteressierte Münsteraner/-innen bot der Folkclub nicht nur ein willkommenes und dankbares Forum, sich selbst zu zeigen und seine Bühnenpräsenz zu trainieren. Das rege Konzertleben öffnete auch den Blick für das, was andere machen, sei es in den nahen Niederlanden oder in Frankreich, den USA und vor allem in Großbritannien. Man war immer sehr interessiert aneinander, und so war es selbstverständlich – GEMA hin oder her -, dass Lieder abgekupfert und Zupftechniken abgeschaut werden durften.
Die Geschichte des Münsteraner Folkclubs (Folk-Initiative, Folk-Treff) wird auf
www.folk-treff.de ausführlich dargestellt und muss hier nicht wiederholt werden. Mir sind aus der Anfangszeit vor allem
Wolfgang Layda und
Wolfgang Weßling in Erinnerung, später dann
Günter Gall (mit dem Flötisten
Volker Leiß als
Düwelskermes), Ernie Rissmann, das Trio
Gegensaiten (
Jens Imorde, Uli Preuß) sowie das
Gitarrenduo JoJo und
Opossum (beide
mit
Jörg Kunkel und
Hans-Gerd Lietzke, später
u.a.
Merlin, De Driewers, T.Öttchen & P.Umpernickel). Die unbestrittenen Stars der Szene waren zweifellos
Fiedel Michel, später
Töätendierk, beide als (semi)professionelle und durchaus auch kommerziell erfolgreiche Vertreter des Deutsch-Folks.
Bantelhans und alle Nachfolgebands sind hingegen nie über den "ambitionierten Amateurstatus" hinausgekommen.
Aus heutiger Sicht fast ein wenig skurril war das Wohnzimmerstudio von
Willy Schwenken in Nottuln, wo wegen eines Düsenjägers oder einer zugeknallten Autotür auch schon mal eine Tonaufnahme wiederholt werden musste. Schwenken bot mit seiner Schallplattenfirma
Autogramm vielen Bühnenneulingen die Möglichkeit, ein größeres Publikum zu erreichen. Auch
Fidel Michel veröffentlichten ihre erste LP bei Autogramm, sie wird heute hoch gehandelt.
über die Krise der Folkmusik in den 80er Jahren ist viel geschrieben worden, der Münsteraner Folkclub stand mehrmals kurz vor dem Aus. Die traditionelle Musik und Liedermacherszene konnten ihre Publikumskreise nicht so erweitern, dass es auch kommerziell interessant zu werden begann. Es gab zwar Nachwuchs, unter dem Folk-Label firmierten jedoch nur noch wenige. Irish und scottish folk war weiterhin beliebt, viele Fiddle-, Bouzouki- und Akkordeonspieler trugen inzwischen deutsche Namen und waren in ihrer technischen Versiertheit kaum von den Originalen zu unterscheiden. Die offenen Bühnen wurden erfunden, wo man sich bei Guinness in Jig- und Reelsessions austobte. Die
Einstürzenden Heuschober spezialisierten sich auf Volkstanzmusik,
Merlin (u.a.
Johanna Kuschel,
Gerburg Steinhoff, Phil Baker) mit einem sehr europäisch geprägten Programm (deutsch, bretonisch, niederländisch, französisch, englisch) tauchten gar in Kammermusikreihen auf, die
Ungeküssten Frösche gingen auf die Straße.
Straßenmusik
Zu einer sehr dynamischen Kunstform entwickelte sich in den 80er Jahren die Straßenmusik. Die Erkenntnis, das Publikum dort zu treffen, wo es sich täglich tummelt, wenn es schon nicht bereit ist, in die Konzerte zu kommen, trieb von April bis Oktober zahlreiche Musikanten in die Fußgängerzonen. Eine kleine Szene, bundesweit organisiert in der RAK ("
Rotzfreche
Asphalt
Kultur"), hatte die Lektionen des Agit-Prop-Theaters der Weimarer Zeit gelernt und eignete sich eine große Fertigkeit an, einkaufsgestresste Passanten durch offensives, oftmals provokantes, aber immer humorvolles Auftreten zum Innehalten zu bewegen. Die Musik musste durchdringend und von weitem wahrnehmbar sein (Akkordeon, Geige), sie musste sich aufdrängen, ohne aufdringlich zu wirken, und sie musste vor allem einen hohen "Entertainmentfaktor" haben. In Münster waren es
Günter Gall, Rathaus-Willy und
Bantelhans, später dann die
Ungeküssten Frösche in unterschiedlichen Besetzungen, die auf der Ludgeristraße zuweilen undurchdringliche Pulks um sich scharten, dass sich – ermuntert durch genervte Geschäftsleute – die Ordnungsbehörden gelegentlich zum Einschreiten genötigt sahen.
Norddeutsches und münsterländisches Platt
Das Niederdeutsche oder volkstümlich "Platt" hatte es in der Kulturmetropole Münster schwerer als in der münsterländischen Provinz, wo es bis heute vielerorts die allgemein übliche Verkehrssprache ist. In Münster geriet der Münsterländisch-Platt-Sprechende allzu rasch in den Ruch der provinziellen katholischen Biederkeit. Beide Lager waren sich in Münster völlig fremd: hier der brave Folkie, der seine mangelhaften musikalischen Fertigkeiten durch ein klares linksorientiertes Weltbild kompensierte, dort der Vertreter der heimattümelnden, stockkonservativen Kiepenkerlkultur, dessen Heile-Welt-Horizont nicht über die plattdeutsche Messe am Sonntagmorgen hinausgeht. Man war sich nicht feind, man nahm sich gegenseitig gar nicht wahr, wusste nicht einmal voneinander.
Doch auch hier gab es Ausnahmen. In den Konzerten des Folkclubs nahm die niederdeutsche Liedkultur einen breiten Raum ein, in den Programmen von
Fiedel Michel, Bantelhans, Grolschbrand, Töätendierk und den
Ungeküssten Fröschen waren eine Reihe plattdeutscher Lieder selbstverständlicher Bestandteil. Aber erst mit
Tönne Vormann (1902 – 1993) reifte die Erkenntnis, dass auch das Münsterland bemerkenswerte Lieder zu bieten hat. Die Münsterländische Folkszene wurde auf den Allroundkünstler – er war Maler, Radierer, Sänger und Gitarrist sowie Romancier - erst durch seine Langspielplatte "Westfälische Lieder zur Laute in Platt" aufmerksam, das wunderbare "de Groffschmett", später durch
Hannes Wader bekannt geworden, fand sich dort ebenso wie "Burlala" oder "Der Kleine Mann", Lieder, die die bis dato Heile Welt des volkstümlichen westfälischen Liedes kräftig durcheinander wirbelten. Da seine musikalische Virtuosität jedoch begrenzt und die Lieder kaum durcharrangiert waren, bemisst sich seine Bedeutung bis in die heutige Zeit daran, dass
Tönne Vormann erstmalig regionale Lieder an die Öffentlichkeit brachte, die auch für den Nach-68er Folkie interessant waren und gleichzeitig das hiesige Platt als eigenen Zweig der niederdeutschen Sprache ins Bewusstsein hob und zur Differenzierung zwang. Seit
Vormann musste sich jeder seriöse Musiker, der plattdeutsche Lieder sang, auf der Bühne erklären, ob er gerade etwas von
Klaus Groth in norddeutschem, von
Hans Keuper in achterhoeksem oder "Dat du min Leevsten büst" in Emsländer Platt zum Vortrag brachte.
Eine Band, die sich in die Tradition
Tönne Vormanns stellte und nur Münsterländisch Platt singt, ist
Speeleman Speel. Die Gruppe um den Originalkern
Hermann Rottmann und
Volker Hacke entstand bereits in den 70er Jahren und gestaltet bis heute plattdeutsche Liederabende und vor allem Münstersche Lambertusfeiern. Die örtliche Folkszene und
Speeleman Speel wahrten gegenseitig eine stets freundliche Distanz, man kannte sich, wusste so ungefähr, was die anderen so trieben, aber zu regelrechten Kooperationen kam es nur selten. Das war in anderen Teilen der Szene anders.
Kultur Kooperative Münster
Am 14.3.1984 gründete sich die Kultur Kooperative Münster (KKM); die KKM ging aus der Münsteraner Initiative Künstler für den Frieden hervor und vereinte eine Fülle von engagierten Künstlern und Künstlergruppen. Herausragendes Projekt war in der Zeit von 1988 – 91 das 1. NRW Liederfestival / "Das Münsterland und seine Lieder". Basierend auf einer Forschungsarbeit über 500 Jahre Lieder aus dem Münsterland organisierte die KKM ein Bühnenprogramm unter dem Titel
"... und ewig swingen die Rieselfelder" mit Beteiligung von 16 Musiker/-innen aus dem
Chor Avanti, den
Ungeküssten Fröschen, Töätendierk, zudem
Wulf Hühn, Phil Baker sowie weitere Musiker aus dem Umland. Das fast zweistündige Projektergebnis wurde vom WDR aufgezeichnet, ging allerdings nur zweimal über die Bühne, da der Apparat, der bewegt werden musste, doch zu gewaltig war. Die Nachfolge wollte zunächst
Tietvödrief antreten, ein Quintett mit Musiker/-innen aus dem "
Rieselfelder"-Projekt, die Band hat sich aber mit dem plötzlichen Tod der Gitarristin
Maja Kirchhoff im September 1993 rasch aufgelöst. So war der Weg frei für das Duo
T.Öttchen & P.Umpernickel, das seither mit seinem westfälischen Liedprogramm durch die Region tingelt.
Unter dem Dach der KKM entstanden vorher und nachher viele Projekte, die die spartenübergreifende Zusammenarbeit von Künstlern förderte. Kulturrummel (1984/85), Ostermarsch-Kulturprogramme, Kulturalarm, Kulturkreisel - gerade den Folkies tat der Kontakt mit Chansonniers, Jazzern, Chören und Rockern gut. Man tauschte sich aus, man kooperierte, man stritt auch mal, neue Ensembles, neue Projekte entstanden, andere endeten, sicher eine der dynamischsten Perioden der Folk-/Liedermacher-/Chanson- und Chorszene Münsters. Es begann die Zeit der starken Solisten:
Wulf Hühn, Jean-Claude Séférian, Karl Adamek (alle gelegentlich mit Begleitband), die Exil-Chilenin
Isabel Lipthay (mit
Martin Firgau als
Duo Contraviento),
Sabine Terhaar, Gabriele Kentrup, Jörg Schniedermann, Eva Ostrop. "Einsame Gitarreros" wie
Thomas Moellers, Robert Damme, Ernie Rissmann und
Peter Finger begannen ihren Weg.
Interessante "Sonderlinge" in der Münsteraner Szene werden hier zumindest erwähnt, lohnen aber sicher eine eingehendere Betrachtung: "
Der pfawin swancz", ein Mittelalter-Quartett um den Musikwissenschaftler
Garry Crighton; die
Sozialilas, eine Frauenkulturgruppe am "Busen" der Münsterschen SPD (u.a. mit
Dietlind Fischer und
Mete Schönert); der heute noch bestehende plattdeutsche Männerchor "
de Gaitlinge" aus Sprakel/Kinderhaus (s. Kap. Chöre).
Neue Entwicklungen?
Künstlerisch überlebt ins neue Jahrtausend hinein mit dem gleichzeitigen Wagnis der Professionalisierung hat außer
Jean-Claude Séférian, Peter Finger und
Gaby Kentrup kaum jemand, viele sind gar nicht mehr in Münster, einige haben sich in "seriöse" Berufe gerettet, andere haben ihre Musikleidenschaft in andere Bahnen gelenkt und sind Instrumentenbauer geworden:
Detlev Bruns (Töätendierk) baut heute Geigen und Celli, der Gitarrist
Ernie Rissmann betreibt in Mecklenbeck eine sehr erfolgreiche Gitarrenwerkstatt. Ein blühendes Unternehmen hat inzwischen der Kinderliedermacher
Detlev Jöcker mit seinem Menschenkinder-Verlag geschaffen. Seit 1979 ist er auf deutschen Bühnen nicht mehr wegzudenken, seit 1987 leitet er einen der erfolgreichsten Musikverlage im Lande.
Die 90er und Nuller Jahre haben durchaus einige neue Namen hervorgebracht, jedoch wenig, was in der Erinnerung haften bleibt. Seit 1996 tut sich der Folk-Treff wieder als Talentschmiede hervor, jedoch bleibt hier lediglich
Daniela Presser als Siegerin des 1. Münsteraner Liedermacherwettbewerbs (8.3.96) in der Erinnerung haften. Irish Folk erlebt immer wieder erstaunliche Auferstehungen, andere hochinteressante europäische Kulturregionen werden mit ihrer traditionellen Musik bei uns kaum wahrgenommen: Finnland, Polen, Ukraine, Ungarn, Rumänien, obwohl von dort immer wieder wunderbare Bands außerhalb ihrer Heimatländer Fuß zu fassen versuchen.
Der Folk-Rock erlebte nach dem Ende des Deutsch-Folks eine kurze Blüte, aus
Fiedel Michel ging zum einen
Falckenstein hervor, zum anderen, gegründet durch FM-Gitarrist
Martin Hannemann,
Celtic Brew, die es heute noch gibt.
Cochise als in Dortmund beheimatete Band bekam spätestens dann einen Münsteraner Akzent, als
Pit Budde mit seiner Lebensgefährtin
Josefine Kronfli nach Roxel zog. Beide machen heute mit
Karibuni Weltmusik für Kinder und sind derzeit sicher das erfolgreichste Folk-/Weltmusikprojekt in Münster.
Nicht zu übersehen ist, dass die örtliche Folkszene – wenn man diesen altmodischen Begriff beibehalten will – durchaus lebt, nicht zuletzt dank eines wiedererstarkten Folkclubs, heute Folk-Treff Münster e.V. Das Konzertwesen hat sich stark in Richtung Weltmusik ausdifferenziert, die Mitarbeit in der landesweiten "Klangkosmos"-Reihe scheint sich positiv auszuwirken. Themenabende, das Tribute-Festival "
Woody Guthrie", Weltmusikparties, "Tanz in den Mai" prägen heute neben Einzelkonzerten das Bild.
Und dann gibt es immer noch ein paar dieser Folkopas, heute 50- und 60jährig:
Wolfgang Weßling lässt sein Berufsleben als Arzt immer noch Zeit, gelegentlich mit neuen Liedern in Erscheinung zu treten.
Jo Hetscher hat gar mit
Cuppatea ein neues Projekt aufgelegt, und
Jochen Schepers (Ex-
Töätendierk) ist inzwischen erfolgreicher Leiter schwedischen Volksmusik-Workshops.
Und
T.Öttchen & P.Umpernickel sind weiter unverdrossen auf Auftrittssuche.
Manfred Kehr